Ein Wissenschaftler beobachtete einen Schmetterling, wie sehr sich dieser abmühte durch ein enges Loch aus dem Kokon zu schlüpfen. Stundenlang kämpfte der Falter, um sich zu befreien. Da bekam der Mann Mitleid, holte ein kleines Messer und weitete vorsichtig das Loch im Kokon, sodass sich der Schmetterling leichter in die Freiheit pressen konnte.
Doch was der Mann dann sah, erschreckte ihn sehr. Der geschlüpfte Schmetterling war ein Krüppel. Seine Flügel waren zu kurz – er konnte nur flattern, aber nicht richtig fliegen.
Da befragte der Wissenschaftler einen befreundeten Biologen: „Warum sind die Flügel des Schmetterlings so kurz und weshalb kann er nicht richtig fliegen?“
Als der Freund daraufhin wissen wollte, was er denn gemacht hätte, erzählte der Wissenschaftler, wie er dem Falter geholfen hatte sich leichter aus dem Kokon zu befreien.
„Das war zwar sicherlich gut gemeint“, erklärte der Biologe „aber im Grunde, war es das Schlimmste, was du tun konntest.
Es ist wichtig, dass sich Schmetterlinge beim Schlüpfen durch eine enge Öffnung pressen, denn erst dadurch werden die Flügel komplett aus ihrem Körper herausgestülpt. Das ist notwendig, um fliegen zu können.
Du wolltest ihm Schmerzen ersparen. Kurzfristig hast du ihm geholfen, aber langfristig hast du ihn so zum Krüppel gemacht.“
Persönliche Gedanken zu der Allegorie „Die Geburt des Schmetterlings“
Wenn wir durch schmerzhafte Prozesse gehen, oder generell eine schwere Zeit im Leben durchlaufen, wünschen wir uns jemanden, der uns hilft die Last zu tragen. Wir suchen Therapeuten oder Heiler auf, in der Hoffnung, dass sie uns die Last abnehmen und wir danach geheilt munter weiter gehen können.
Dann aber passiert es und die Probleme kommen meist in etwas abgeänderter Form zurück, oft mit anderen Darstellern. Immer und immer wieder.
Aber wieso ist das so?
„Die Geburt des Schmetterlings“ finde ich eine wunderbare Allegorie und gibt uns die Antwort auf diese Frage. Den Schmerz der eigenen Prozesse kann uns niemand abnehmen, jeder muss da selbst durch – muss seinen eigenen Müll verarbeiten und durchleben.
Und eines ist klar, es werden sich die Dramen solange wiederholen, bis wir die Lektion gelernt haben.
Aber die meisten Menschen brauchen den Druck, um zu lernen und zu reifen. Wenn es zu bequem ist, bewegt man sich nicht vom Fleck.
So sind es genau diese dunklen Phasen in unserem Leben, die uns stärker machen, uns reifen lassen, die uns zu dem Diamanten schleifen, den wir hergekommen sind zu sein.
(Verfasser unbekannt; Bild: unsplash)